Ein Staatsausgabenüberschuss (häufig auch irreführend als „Staatsverschuldung“ oder „Haushaltsdefizit“ bezeichnet) entsteht, wenn die Regierung durch staatliche Ausgaben mehr Geld in Umlauf bringt (siehe Geldschöpfung), als sie durch Steuereinnahmen wieder vernichtet. Die dadurch entstehenden nominalen Staatsverbindlichkeiten zeigen demgemäß an, wie viel privates Geldvermögen auf die staatliche Geldschöpfung zurückzuführen ist. Soll das Geldvermögen der Privathaushalte und Unternehmen im Laufe der Zeit ansteigen, ist die fortlaufende Zunahme der staatlichen Verbindlichkeiten aus logischen Gründen notwendig, weshalb sie (entgegen der medialen Dauerhysterie) den historischen Normalfall darstellt (hier etwa Deutschland und die USA als Beispiel). Aus diesem Grund zeugt die regelmäßige und seit fast 30 Jahren anhaltende Problematisierung öffentlicher Verbindlichkeiten durch Medien, Politik und Mainstream-Ökonomik (manche wollen sogar schon eine weltweite „Schuldentollwut“ diagnostiziert haben) von einer massiven Unkenntnis saldenmechanischer Zusammenhänge (siehe Saldenmechanik). Freilich muss man streng zwischen staatlichen Verbindlichkeiten in eigener Währung und in fremder Währung unterscheiden: Während die Geldschöpfung bzw. „Staatsverschuldung“ in eigener Währung (also in Zentralbankgeld der eigenen Zentralbank) beliebig ausdehnbar ist (siehe Währungsmonopol) und auch die Zinszahlungen in eigener Währung grundsätzlich immer bedient werden können, sind staatliche Verbindlichkeiten in Fremdwährung (d. h. in Zentralbankgeld einer ausländischen Zentralbank) hochproblematisch. Bei letzterem liegt nämlich eine echte Kreditaufnahme fremden Geldes durch eine Regierung vor, die die entsprechende Währung nicht selbst erzeugen kann (im Falle Argentiniens etwa der US-Dollar); das trifft vor allem auf viele Schwellen- und Entwicklungsländer zu, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu Hauptschuldnern des IWF und der Weltbank geworden sind und im Zuge der Kreditgewährung neoliberale Wirtschaftsreformen (siehe Strukturanpassungsprogramm) durchführen mussten. Der Versuch vieler Industrie- und Entwicklungsländer, aufgrund eines fehlerhaften Verständnisses von „öffentlicher Verschuldung“ (siehe auch Staatsschuldenquote) die nominalen Staatsverbindlichkeiten durch die Kürzung öffentlicher Ausgaben (siehe Staatsausgabendefizit) zu reduzieren, ist eine wesentliche Ursache für die seit Jahrzehnten zunehmende Ungleichverteilung des nationalen sowie weltweiten Wohlstands.

MRS