Als Inflation bezeichnet man den kontinuierlichen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus über einen längeren Zeitraum. Da Preise regulär von Unternehmen festgesetzt werden, ist also die Preispolitik des Unternehmenssektors ein wesentlicher Aspekt inflationärer Entwicklungen. Bei der Festsetzung ihrer Preise berücksichtigen Unternehmen Kosten für Rohstoffe und deren Beschaffung, Aufwendungen für Energie und Personal, Zinskosten, potenzielle Steuerbelastungen sowie die Höhe des beabsichtigten Gewinns. Steigen also die tatsächlichen Produktionskosten oder soll der Gewinn höher ausfallen, so können Unternehmen ihre Angebotspreise erhöhen und müssen darauf hoffen, dass die höheren Preise von anderen Unternehmen und der Bevölkerung akzeptiert werden.

Eine Schlüsselrolle bei den Produktionskosten nehmen dabei insbesondere die Personalkosten ein, die als Lohnstückkosten Teil der betriebswirtschaftlichen Kalkulation sind. Da mit rund 88 Prozent aller Erwerbspersonen der Großteil der Bevölkerung abhängig beschäftigt ist und Lohneinkommen bezieht, führt eine Erhöhung des allgemeinen Lohnniveaus auf allen Ebenen der Volkswirtschaft zu höheren Produktionskosten. Statistisch besteht daher ein sehr enger Zusammenhang zwischen der Veränderung der Lohnstückkosten und der Inflationsrate – die Lohnpolitik eines Staates (darauf macht insbesondere der Volkswirt Heiner Flassbeck immer wieder aufmerksam) ist damit einer der wichtigsten Faktoren zur Beeinflussung der Inflation. Im Gegensatz zum populären, aber empirisch widerlegten Verständnis von Inflation ist also nicht die Geldmenge an sich oder gar die Höhe der staatlichen Verbindlichkeiten, sondern die Verteilung der daraus entstehenden Kaufkraft relevant.

Da eine wachsende Kaufkraft der Bevölkerung nach einer Ausweitung der volkswirtschaftlichen Produktionsmenge verlangt (denn es können sich ja nun mehr Teile der Bevölkerung mehr leisten), ist eine gewisse jährliche Inflationsrate bis etwa vier Prozent ein Anzeichen dafür, dass eine Volkswirtschaft wächst und ihr materieller Wohlstand größer wird. Dass also Geld an sich schrittweise an Wert verliert bzw. der nominale Wert volkswirtschaftlicher Güter zunehmend größer wird (das lässt sich etwa gut anhand der deutschen Staatsausgaben in absoluten Zahlen nachvollziehen) ist etwas historisch vollkommen Normales (siehe auch Staatsquote).

Natürlich können, wie seit Beginn der Coronapandemie zu beobachten ist, auch plötzlich auftretende Güterknappheiten und Lieferkettenprobleme zur Erhöhung von Produktionskosten führen – bei diesen einmaligen Preisschocks handelt es sich aber strenggenommen nicht um Inflation im oben definierten Sinne, sondern um Anzeichen eines massiven Angebotseinbruchs. Eine solche Versorgungskrise sollte vernünftigerweise mit der schnellstmöglichen Wiederherstellung des Angebots bekämpft werden und nicht mit der weiteren Verteuerung unternehmerischer Investitionen durch die Zinspolitik (siehe Leitzins). Das Gegenteil von Inflation ist Deflation. Zudem muss zwischen der hier beschriebenen realwirtschaftlichen Inflation und der fortwährenden Verteuerung von Vermögenswerten (siehe asset price inflation) unterschieden werden.

MRS