zu Deutsch: Vermögenspreisinflation. Bei der Vermögenspreisinflation handelt es sich um die fortlaufende Verteuerung von Vermögenswerten wie etwa Aktien, Immobilien oder Kunstwerken. Da dadurch der Geldwert entsprechender Anlageklassen langfristig zunimmt, wird man als Inhaberin dieser Vermögenswerte kontinuierlich reicher – die Asset Price Inflation wird daher, im Gegensatz zur häufig falsch verstandenen Inflation der Verbraucherpreise, in der deutschsprachigen Medienlandschaft als eher „positive“ Inflation wahrgenommen (so etwa in der Süddeutschen Zeitung, dem Focus, der Tagessschau, dem Tagesspiegel und der Handelszeitung).

Die Ursache der Vermögenspreisinflation besteht darin, dass die Nachfrage nach Vermögenswerten schneller ansteigt als das verfügbare Angebot, sodass immer mehr Kaufinteressenten um eine begrenzte Anzahl von Vermögenswerten buhlen und bereit sind, stetig höhere Preise zu zahlen („Nachfrageinflation“). Die Fähigkeit, Vermögenswerte mithilfe bestehenden Vermögens oder per Kredit zu kaufen, ist in Deutschland sowie weltweit extrem ungleich verteilt. Hinzukommt, dass Privathaushalte mit einem sehr hohen Einkommen anteilig sehr viel mehr Geld sparen können als Haushalte mit einem niedrigen Einkommen. Einkommensreiche Haushalte besitzen also eine überdurchschnittlich hohe Sparquote; sie kaufen und besitzen deshalb sehr viel mehr Vermögenswerte als Haushalte mit weniger Einkommen. Die Vermögenspreisinflation kommt also nur einem geringen Teil der Bevölkerung zugute, und zwar jenem, der immer schon bzw. seit sehr langer Zeit in entsprechenden Vermögenswerten wie Aktien (etwa 17 Prozent der Bevölkerung) oder Immobilien (etwa 45 Prozent der Bevölkerung) investiert ist. Zugleich führt sie dazu, dass alle Haushalte, die bisher noch keine entsprechenden Vermögenswerte besitzen, sich diese aufgrund der fortwährenden Verteuerung immer seltener leisten können.

Mit diesen die bestehende Vermögensungleichheit verstärkenden Effekten unterscheidet sich die Asset Price Inflation von der Verbraucherpreisinflation, die stark mit der allgemeinen Lohnentwicklung in Verbindung steht und von der tendenziell alle abhängig Beschäftigten (also ein Großteil der Bevölkerung) profitieren. Die Vermögenspreisinflation selbst indes wird durch die private Schöpfung von Buchgeld durch die Banken verstärkt: Da vermögende Haushalte eine sehr hohe Kreditwürdigkeit aufweisen, erhalten sie sehr viel häufiger als die übrige Bevölkerung einen Bankkredit; sie haben damit auch eine sehr viel höhere Entscheidungsgewalt darüber, wofür neues Buchgeld überhaupt geschaffen wird. Unter Gesichtspunkten der ökonomisch-instrumentellen Rationalität ist es nun das Vernünftigste, neues Geld dort zu investieren, wo es den potenziell höchsten Ertrag bringt – und den findet man seit den 1980er Jahren vor allem an den Aktienmärkten und eben nicht mehr in der Realwirtschaft. Die im Zuge neoliberaler Politik erfolgte Entgrenzung der Finanzmärkte führte nämlich dazu, dass immer mehr neu geschöpftes Buchgeld in bestehende Vermögenswerte fließt und nicht mehr in realwirtschaftliche Investitionen. In den USA ist das Auseinanderklaffen von realwirtschaftlichem und finanzwirtschaftlichem Wachstum besonders deutlich zu sehen.

Die seit den 1980er Jahren beobachtbare Asset Price Inflation der Aktienmärkte ist im Wesentlichen daher die Folge einer unkontrolliert hohen Schöpfung von privatem Buchgeld. Da private Unternehmen und Investoren angesichts der anhaltenden Renditedifferenz zwischen Real- und Finanzwirtschaft weiterhin kaum Anreize haben, in die Realwirtschaft zu investieren, bilden öffentliche Investitionen über die staatliche Geldschöpfung (siehe Zentralbankgeld) sowie eine sinnvolle Regulierung der privaten Geldschöpfung die einzigen Möglichkeiten, das realwirtschaftliche Wachstum gezielt zu fördern und dadurch die Ungleichverteilung von materiellem Wohlstand wieder abzuschwächen. Zusätzlich kann über eine sinnvolle Steuerpolitik oder über eine absolute Vermögensobergrenze privater Superreichtum schrittweise verringert werden, der stets mit einer höheren politischen Einflussnahme einhergeht und deshalb eine massive Gefahr für demokratisch organisierte Gesellschaften darstellt. Es bleibt zu hoffen, dass unsere Demokratie noch gesund genug ist, um über diese Zusammenhänge vorbehaltlos nachzudenken und zu geeigneten politischen Maßnahmen übereinkommt, bevor wir durch unsere bisherige Lebensweise unsere eigenen Lebensbedingungen vollends vernichtet haben werden.

MRS