Was kostet eine gute Geldanlageberatung?

Die ganz kurze Antwort auf diese Frage lautet: 0,83 Prozent pro Jahr von deinem Anlagevermögen oder einmalig 300 Euro, mehr nicht. Wenn dir allerdings das nötige Hintergrundwissen fehlt, wirst du nicht wissen, ob das ein eher hoher oder ein eher niedriger Preis für eine Geldanlageberatung ist. Zeit, dass wir das ändern.

Davor müssen wir aber kurz eine andere Frage klären: Benötigst du überhaupt Ratschläge zum Anlegen deines Vermögens? Wenn du zu den Leuten gehörst, die

wirst du von einer unabhängigen Anlageberatung und dem folgenden Artikel mit hoher Wahrscheinlichkeit massiv profitieren. Warum? Weil es, ähnlich wie im Bereich der Versicherungsvermittlung, auch hier drei Arten von Kosten gibt, über die du Bescheid wissen solltest:

a) Abschlusskosten
b) Laufende Produkt- und Beratungskosten
c) Alternativkosten

Aller Anfang kostet – und zwar Zeit oder Geld

Wenn du dein hart verdientes Geld nicht verschleudern willst, sondern wirklich daran interessiert bist, eine langfristig sinnvolle und für dich passende Form des Sparens zu finden, dann musst du bereits ganz zu Beginn eine Entscheidung treffen: Möchtest du lieber Zeit in die Aneignung von relevantem Wissen investieren – oder lieber Geld, um vom Wissen anderer zu profitieren?

Wenn du dich in der ersten Aussage wieder findest, dann hast du auf der Seite von Finanzfluss sowie mit dieser Literaturliste erste Anhaltspunkte, um mit deinem Selbststudium zu beginnen. Bist du dagegen der Meinung, deine Zeit ist dir wichtiger, als dich intensiv mit der Börse, Wertpapieren und ETFs zu beschäftigen, dann wirst du um die Inanspruchnahme einer Anlageberatung leider nicht drum herumkommen.

Sehr viele Menschen denken bei diesem Begriff sofort an ein Gespräch in einer Bank. Als ich 2017, kurz nach Ende meines Philosophiestudiums, damit begann, mich für diese Themen zu interessieren, war das bei mir nicht anders; nach einer gewissen inhaltlichen Einarbeitung fand auch ich mich irgendwann in den Räumlichkeiten eines Kieler Kreditinstituts wieder, um mir weitere Informationen einzuholen.

Ähnlich wie bei der Versicherungsvermittlung ist auch ein „Beratungsgespräch“ mit einem Bankverkäufer zunächst und auf den ersten Blick kostenlos – wenn es dann aber Richtung Vertragsabschluss und Umsetzung geht, kann die Geldanlage über eine Bank schon verdammt teuer werden.

Das hängt mit dem sogenannten Ausgabeaufschlag zusammen, der mit dem Erwerb eines Investmentfonds anfällt. Dieser Ausgabeaufschlag beträgt häufig 5 Prozent (wie etwa hier beim DWS Top Dividende, ein Fondsliebling in der deutschen Bankenlandschaft) und wird dir ganz zu Beginn von deinem anzulegenden Betrag abgezogen.

Wenn du also zum Beispiel 1000 Euro investieren möchtest, dann erwirbst du effektiv Anteile für 950 Euro – und nur dieses Vermögen erzielt dann auch wirklich Erträge für dich. Aufgrund dieser anfänglichen Einmalkosten kann es bei einem Investmentfonds durchaus mal ein paar Jahre dauern, bis sich die Anschaffung amortisiert hat und du in der Gewinnzone landest. Wenn dir ein Bankmensch daher einen aktiv gemanagten Investmentfonds andrehen will, solltest du schon sehr genau abwägen, ob die erwartbare Rendite den Ausgabeaufschlag überhaupt rechtfertigt.

Eine andere, aber sehr viel transparentere Form anfänglicher Kosten bilden Beratungshonorare, die zum Beispiel pro Stunde berechnet werden. Da dein Gegenüber bereits durch das reine Beratungsgespräch Geld verdient, bestehen kaum Anreize für eine Empfehlung teurer oder mitunter vollkommen ungeeigneter Produkte. Eine prototypische Anlageberatung gegen ein Zeithonorar findet sich etwa bei den Verbraucherzentralen. Ich selbst biete für einen Pauschalpreis von 300 EUR inkl. MwSt. die Erarbeitung eines umfangreichen Finanzkonzeptes an, das du auch vollständig alleine und ohne weitere Hilfe umsetzen kannst.

Aufgrund ihrer Unabhängigkeit von Provisionen bzw. Ausgabeaufschlägen werden dir ehrliche Honoraranlageberater vor allem die sogenannten Exchange-Traded Funds (ETFs) empfehlen, die sich wegen ihrer geringen Kosten und ihrer passiven Investmentstrategie als langfristiges Geldanlagevehikel besonders eignen. Beim Kauf eines ETF fallen kein Ausgabeaufschlag, sondern lediglich die börsenüblichen Transaktionskosten an, die je nach Bank zwischen 0,3 und 1,5 Prozent deines Anlagebetrags liegen. Das ist schon mal wesentlich weniger als bei einem klassischen Investmentfonds!

Die besten Kosten sind die, die du nicht zahlen musst

Aber natürlich gibt es bei der Geldanlage nicht nur anfängliche, sondern regelmäßig wiederkehrende Kosten – und je weniger Geld du dafür ausgibst, umso besser. Aktiv gemanagte Investmentfonds weisen eine Vielzahl von laufenden Gebühren auf, von denen die wichtigsten die Total Expense Ratio (TER), die Performance Fee und die fondsinternen Transaktionskosten sind.

Die TER oder auch laufenden Kosten beinhalten alles, was für die Verwaltung und Aufrechterhaltung eines Fonds seitens der Fondsgesellschaft anfällt. Auch ETFs haben deshalb eine TER, aber diese ist bedeutend geringer als bei aktiv gemanagten Fonds. Mittlerweile gibt es ETFs, die laufende Kosten von 0,05 Prozent pro Jahr haben – im Vergleich zu den 1,45 Prozent des DWS Top Dividende ist das ein verschwindend geringer Betrag.

Da der Sinn eines aktiven Managements darin besteht, langfristig eine bessere Wertentwicklung zu erzielen als die durchschnittliche Marktrendite (was allerdings unsystematisch und eher selten gelingt), will natürlich auch das „Können“ eines erfolgreichen Managementteams vergütet werden. Bei vielen Investmentfonds erfolgt das im Rahmen einer erfolgsabhängigen Vergütung, die für die Anlegerin eine weitere Kostenbelastung bedeutet.

Beim Carmignac Patrimoine etwa, der (leider) auch sehr häufig in deutschen Bankberatungsdepots zu finden ist, sieht das beispielsweise so aus:

Ein Blick in die „Wesentlichen Anlegerinformationen“ (KIID) des Fonds genügt allerdings, um zu sehen, dass das Management seine eigene Benchmark nur einmal in zehn Jahren geschlagen hat. So viel zu den „Vorteilen“ einer aktiven Vermögensverwaltung.

Bei den passiv verwalteten ETFs fällt eine solche Performance Fee naturgemäß nicht an, da ja gerade die Durchschnittsrendite angestrebt werden soll. Und da ETFs die einzelnen Wertpapiere viel länger halten als aktiv gemanagte Fonds, sind auch ihre fondsinternen Transaktionskosten sehr viel geringer. Je nach Fonds kannst du auch hier noch einmal zwischen 0,1 und 2,0 Prozent pro Jahr an zusätzlichen Gebühren draufrechnen.

Wenn man das alles zusammenrechnet, dann landet man bei den laufenden Kosten von aktiv gemanagten Fonds gut und gerne bei durchschnittlich 2,0 Prozent pro Jahr – während die passiven ETFs im Durchschnitt eher bei 0,3 Prozent liegen. Als aufgeklärte_r Geldanleger_in solltest du also ein großes Interesse daran haben, ETFs für deinen langfristigen Vermögensaufbau zu verwenden – doch die meisten Bankmitarbeitenden und Fondsvermittler werden dir von ETFs abraten. Warum eigentlich?

ETFs zahlen keine Provisionen...

Neben dem Ausgabeaufschlag, der einmalig zu Beginn erhoben wird und direkt an den Fondsvermittler fließt (also etwa eine Bankfiliale), gibt es bei aktiv gemanagten Investmentfonds eine Betreuungsvergütung, die jährlich wiederkehrend an den Vermittler ausgezahlt wird. Diese regelmäßigen Rückvergütungen werden als Kickbacks bezeichnet und stellen quasi ein „Werbegeschenk“ der Fondsgesellschaft an den Vermittler dar, um bestimmte Fonds bevorzugt zu vermitteln.

Aus diesem Grund ist es legitim, Kickbacks als versteckte Provisionen zu bezeichnen, die eine Geldanlage in klassische Investmentfonds weiter verteuern. Die mylife AG bietet auf dieser Seite eine hervorragende Übersicht zu Kickbacks (hier als Überschussbeteiligung bezeichnet) und laufenden Kosten von fast 9.000 Fonds.

Der Auflistung können wir beispielhaft entnehmen, dass von den 1,45 Prozent jährlichen Gesamtkosten, die der DWS Top Dividende jedes Jahr berechnet, 0,275 Prozentpunkte als Rückvergütung wieder an den Vermittler fließen. Würde der Vermittler auf diese Provision verzichten oder sie stattdessen an dich weiterleiten, würden die laufenden Kosten für dich auf 1,175 Prozent sinken – aber der Vermittler würde eben leer ausgehen.

Weil er an ihnen nichts verdient, hat der herkömmliche Finanzvertrieb, der sich über Ausgabeaufschläge und Kickbacks finanziert, ein großes Problem damit, ETFs zu beraten und zu vermitteln. Eine Anlageberatung gegen Honorar hingegen macht diesen finanziellen Interessenkonflikt unschädlich, sodass ETFs und Indexfonds einen besonderen Schwerpunkt einnehmen können.

Die transparentere Vergütungsalternative zu den Kickbacks ist daher ein Beratungshonorar, das nicht pro Stunde, sondern in Abhängigkeit des angelegten Vermögens berechnet wird. So liegt beispielsweise mein eigener Honorarsatz bei den eingangs erwähnten 0,83 Prozent pro Jahr, die ich meinen Kund:innen im Zuge einer Anlageberatung und -betreuung in Rechnung stelle.

Auf diese Weise kann ich meine Beratung unabhängig von Kickbacks anbieten und problemlos über ETFs reden, während es zugleich keine anfängliche Kostenbelastung für meine Kund:innen gibt. Mir persönlich ist gerade der letzte Punkt besonders wichtig, denn guten Rat sollten sich alle Leute leisten können, und nicht nur die, die das nötige Geld dafür haben.

...und haben so gut wie keine Alternativkosten

Kommen wir zu den letzten Kosten, auf die du achten solltest: die sogenannten Opportunitäts- oder Alternativkosten. Alternativkosten entstehen immer dann, wenn du dich für etwas Bestimmtes entscheidest, wodurch du dich explizit gegen etwas Anderes entscheidest. Im Bereich der Geldanlage heißt das: Wenn du dein Geld auf dem Girokonto liegen oder durch eine klassische Rentenversicherung verzinsen lässt, entgeht dir die Rendite der Aktienmärkte.

Welche Unterschiede sich da über einen sehr langen Zeitraum (unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Inflation von zwei Prozent) auftun, möchte ich dir anhand der folgenden Tabelle aufzeigen. Mit einem ganz gewöhnlichen Sparrechner schauen wir einfach mal, was sich hypothetisch ergibt, wenn wir für ein gerade geborenes Kind 50 Euro monatlich für die Dauer von 67 Jahren in ganz unterschiedlichen Sparprodukten zurücklegen würden:

Anlageprodukt Rendite p.a. Kosten p.a. Rendite nach Kosten und 2% Inflation p.a. Wert nach 67 Jahren nach Steuern in heutiger Kaufkraft
Sparbuch/ Bausparvertrag 1,35 %* 0,00 % -0,65 % 27.500,00 €
Private Rentenversicherung (verzinst) 2,20 % 0,80 % -0,60 % 31.500,00 €
aktiv gemanag. Mischfonds 6,00 % 2,00 % 2,00 % 72.000,00 €
aktiv gemanag. Aktienfonds 8,00 % 2,50 % 3,50 % 126.000,00 €
Aktien-ETFs per Honorarberater 8,00 % 1,13 % 4,87 % 243.000,00 €
Private Rentenversicherung (mit ETFs) 8,00 % 0,90 % 5,10 % 284.000,00 €
Aktien-ETFs selbst angelegt 8,00 % 0,30 % 5,70 % 358.000,00 €

* Durchschnittliche Verzinsung der letzten 30 Jahre

Wie du siehst, sind die Unterschiede gewaltig; während mit einer sehr günstigen privaten Rentenversicherung, die in ETFs investiert, nach 67 Jahren rund 280.000 Euro zusammenkommen würden, würde man mit einer klassisch verzinsten Rentenversicherung (dazu gehört etwa auch die berüchtigte Riesterrente) am Ende nur rund 32.000 Euro haben und damit real sogar einen Verlust erleiden.

Wenn du dir die Ergebnisse der Tabelle anschaust – würdest du dich immer noch dazu entscheiden, das Geld für ein neugeborenes Kind auf dem Sparbuch liegen zu lassen? Wenn ja, dann gehen dir innerhalb von 67 Jahren weit mehr als 200.000 Euro flöten – und genau das nennt man Alternativkosten.
Die geringsten Alternativkosten hast du übrigens, wenn du ETFs über eine Direktbank selbst anlegst. Aber mal ehrlich: Wenn du wirklich ETFs selbst anlegen wollen würdest, dann hättest du nicht bis hierhin gelesen, oder?

Das ist vollkommen in Ordnung, denn immerhin ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ganz gleich aber, ob du gerade erst anfängst, dich mit langfristiger Geldanlage zu befassen, oder deine ETF-Sparpläne schon seit einigen Jahren bestehen – ich hoffe aufrichtig, dass ich dich für die wichtigsten Aspekte sensibilisieren konnte, auf die bei einer Anlageberatung zu achten ist.

Und falls du dir nun Gedanken darüber machst, ob du denn überhaupt ausreichend Geld zur Verfügung hast, um mit dem langfristigen Sparen anzufangen, dann nimm bitte gerne Kontakt zu mir auf – denn professioneller und ehrlicher Rat muss, wie du gesehen hast, nicht teuer sein und sollte jeder und jedem offenstehen.

Humanistische Grüße und bis neulich
Max