Beim Zins handelt es sich allgemein um den Preis für neu geschöpftes Geld, das im Rahmen eines Kreditvertrags entsteht (siehe Geldschöpfung). Die Höhe des volkswirtschaftlichen Zinsniveaus wird dabei maßgeblich von der Zentralbank festgelegt, die über den Leitzins die kurzfristigen Zinsen (siehe Tagesgeld) und über den Kauf oder Verkauf von Staatsanleihen die langfristigen Zinsen beeinflussen kann. Im Gegensatz zur Mainstream-Ökonomik, die eine wachstumsdämpfende Wirkung steigender Zinsen (siehe Deflation) und eine wachstumsfördernde Wirkung fallender Zinsen (siehe Inflation) unterstellt, kann empirisch nur das Gegenteil nachgewiesen werden. Steigende Zinsen verteuern nämlich die Produktionskosten der Unternehmen und führen gleichzeitig dazu, dass die Erträge von Spareinlagen größer werden, wodurch die Kaufkraft aller sparenden Personen zunimmt. Zieht man von den nominalen Zinsen auf Spareinlagen wie Sparbüchern oder Bausparverträgen die jeweilige Inflationsrate ab, so erhält man die Realverzinsung nach Inflation. Eine negative Realverzinsung von Spareinlagen ist in den letzten 60 Jahren schon häufiger vorgekommen und deshalb historisch gesehen etwas vollkommen Normales, auch wenn sich die deutschen Medien regelmäßig darüber empören (so etwa Der Spiegel, Tagesschau, WirtschaftsWoche, Welt und Bild, Focus, Capital sowie die Neue Zürcher Zeitung). Nicht der reale Negativzins ist also das Problem, sondern die durch die Niedrigzinspolitik verstärkte Asset Price Inflation von Vermögenswerten wie Aktien und Immobilien, von der nur diejenigen profitieren, die entsprechende Vermögenswerte auch besitzen. Es gibt daher gute Gründe dafür, dass die EZB das Zinsniveau langfristig beim Inflationsziel von 2 Prozent festsetzen sollte, um Preisblasen entgegenzuwirken – um aber tatsächlich die Inflationsrate und das Wirtschaftswachstum zu stimulieren, bedarf es vor allem der staatlichen Fiskalpolitik.

MRS