Die ab 2007 beginnende Weltfinanzkrise markiert einen Höhepunkt verfehlter privater Geldschöpfung, die sich auf der Grundlage der neoklassischen Mainstream-Ökonomik in den meisten Staaten der Welt durchgesetzt hat. Im Vorfeld der Krise haben sich Kreditinstitute weltweit mit Immobilienkreditforderungen eingedeckt, bei denen das Ausfallrisiko relativ hoch ist, sogenannte subprime loans. 2007 platzte dann zunächst in den USA, danach in Spanien und Irland eine Spekulationsblase, wodurch die Preise für Immobilien schlagartig einbrachen und ein Großteil dieser riskanten Kreditforderungen ausfiel. Viele Banken mussten massive Abschreibungen verbuchen und drohten, in die Überschuldung zu rutschen. Als dann schließlich Lehman Brothers als eine der größten Investmentbanken der Welt pleiteging, führte das aufgrund der tiefen Verflechtungen des internationalen Finanzsystems zu der (nicht ganz unbegründeten) Sorge, dass viele Banken in Europa wegen Überschuldung ebenfalls insolvent werden könnten.
Um den möglichen Kollaps des europäischen Finanzsystems zu verhindern, hat die europäische Politik mit groß angelegten Finanzspritzen den Bankensektor rekapitalisiert, was nichts anderes heißt, als dass sie neues Geld geschaffen und den Banken zur Verfügung gestellt hat. Im Zuge dieser Maßnahmen ist ein Großteil der finanziellen Verbindlichkeiten des europäischen Bankensektors vom europäischen Staatssektor übernommen worden, wodurch die Staatsverschuldung (siehe Staatsausgabenüberschuss) in der Europäischen Union schlagartig angestiegen ist. Diese Erhöhung der staatlichen Verbindlichkeiten führte vor dem Hintergrund der Maastricht-Konvergenzkriterien zur europäischen Staatsschuldenkrise bzw. Euro-Krise, die im Wesentlichen eine Krise staatlicher Geldschöpfung (siehe Währungsmonopol) darstellt und auf die die EU-Staaten ab 2010 mit einer rigorosen Spar- und Kürzungspolitik reagierten (siehe auch Staatsausgabendefizit).
Um den eingeschränkten finanziellen Handlungsspielraum vor allem der südeuropäischen Länder wieder auszuweiten, wurden unter der Aufsicht der „Troika“ (bestehend aus Europäischer Kommission, EZB und IWF) Kreditprogramme mit weitreichenden Wirtschaftsreformen ohne jede demokratische Legitimation umgesetzt, die vor allem das Ziel hatten, die privaten Gläubiger von überschuldeten Banken in Griechenland, Zypern, Irland, Spanien und Portugal vor Verlusten zu schützen. In diesem Zusammenhang verdeutlicht besonders die Griechische Staatsschuldenkrise auf erschreckende Weise, welche katastrophalen Konsequenzen die Einschränkung staatlicher Geldschöpfung durch fragwürdige politische Regeln (siehe Geldschöpfungsbremse) haben kann.
Die politisch gewollte Unfähigkeit der EU-Staaten, durch höhere öffentliche Ausgaben (siehe Fiskalpolitik) auf die Wirtschaftskrise angemessen zu reagieren, zwang schließlich die EZB zur Umsetzung ihrer Niedrigzinspolitik, mit der einerseits privatwirtschaftliche Investitionsanreize, andererseits die fortwährende Stabilisierung von Schattenbanken bezweckt wurden. Niedrige Zinsen (siehe Leitzins) haben allerdings gerade keinen Einfluss auf realwirtschaftliche Investitionen, sondern begünstigen vor allem massive Preisanstiege bei Vermögenswerten (siehe Asset Price Inflation). Die Durchführung einer an sich wirkungslosen, mitunter schädlichen Geldpolitik sowie die Behinderung einer adäquaten Fiskalpolitik seit 2010 verdeutlichen einmal mehr die Probleme des extrem dysfunktionalen Geldsystems, das sich die Europäische Union mit der Währungsunion selbst gegeben hat.
MRS